Wenn sich plötzlich alles dreht… Schwindel kann gefährlich sein

 width=Erlebt hat es wohl jeder schon einmal: Man steht ein wenig zu schnell auf, man hat vielleicht gerade eine Grippe hinter sich oder der Kreislauf ist geschwächt, und dann dreht sich alles einen Moment lang. Schwindel, medizinisch Vertigo genannt, ist eine Störung des Gleichgewichtssinns: Wir verlieren die gewohnte Körpersicherheit, unsere Raumorientierung ist beeinträchtigt und wir haben ein Gefühl des Schwankens oder Drehens. Nicht selten treten nebenher weitere Störungen des Gleichgewichts auf, wie zum Beispiel Fallneigung, Übelkeit, Erbrechen oder uns wird sogar schwarz vor Augen. Diese Beschwerden entstehen, weil die an das Gehirn übermittelten Informationen der verschiedenen Sinnesorgane nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.

Wann tritt Schwindel auf?

Auch gesunden Menschen wird hin und wieder schwindlig, etwa wenn sie zu wenig Schlaf hatten oder sich körperlich überfordert haben. Wer niedrigen Blutdruck hat, muss sich morgens beim Aufstehen oft etwas Zeit lassen, um sicher auf die Beine zu kommen. Eine neue oder falsch eingestellte Brille kann ein weiterer Grund für kurze Schwindelattacken sein, und nach der schon erwähnten Karussellfahrt ist vielen mulmig zumute, der feste Boden scheint zu schwanken. Einige Menschen erleben in der Höhe Schwindelgefühle oder während einer Reise, etwa mit dem Bus, Flugzeug oder Schiff.
Wer unter Schwindel leidet, ist bei weitem kein Einzelfall: Mehr als jeder zehnte Patient beim Hausarzt klagt über Schwindelgefühle, und im Alter nehmen solche Störungen des Gleichgewichtssystem häufig noch einmal deutlich zu. Der Leidensdruck der von Schwindelanfällen Betroffenen ist häufig hoch: Durch die Gangunsicherheit wirken sie wie betrunken und die Schwindelgefühle werden von Außenstehenden oft nicht ernst genommen. Patienten mit Schwindel sind zudem nicht fahrtauglich, weil jederzeit unvorhersehbar Schwindel auftreten kann, und allein das schränkt die Lebensqualität bei vielen erheblich ein. Erste Regel für Betroffene: Auf jedem Fall ein Mobil-Telefon bei sich tragen, um in Notfällen Hilfe holen zu können.

Wie entsteht das Schwindelgefühl?

Damit wir uns aufrecht halten und uns sicher in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bewegen, arbeiten drei präzise aufeinander abgestimmte Sinnessysteme zusammen: Im Mittelpunkt steht das vestibuläre System, das Gleichgewichtssystem im engeren Sinn. Es umfasst das Gleichgewichtsorgan im Innenohr – in direkter Nachbarschaft zum Hörorgan – mit dem Gleichgewichtsnerv und den zuständigen Nervenbahnen im Gehirn. Dieses Netzwerk gibt an, in welche Richtungen wir uns bewegen. Seine Informationen zur Orientierung im Raum werden ergänzt von den Meldungen der Augen und des Tastsinns, die aufzeigen, wo wir uns bewegen. Das Gehirn verarbeitet die Informationen und setzt sie so um, dass alle Bewegungen aufeinander abgestimmt sind und wir uns ganz selbstverständlich im Alltag bewegen. Ist dieses Netzwerk gestört, tritt Schwindel auf.

Wie gefährlich ist Schwindel?

Schwindel ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein häufiges Symptom vieler Grunderkrankungen – vielfach ist er neurotoologischer Natur, d.h. die Sinne betreffend wie z.B. das Gleichgewichtsorgan. Schwindel tritt in Form von wiederkehrenden Anfällen oder auch chronisch anhaltend auf. Wer immer wieder Schwindelanfälle erlebt, sollte den Haus- oder HNO-Arzt zur ersten Abklärung möglicher Ursachen aufsuchen. Wenn der Auslöser des Schwindels in einer Funktionsbeeinträchtigung des Gleichgewichtssinns liegt, wird der Arzt je nach Beschwerdebild an einen anderen Facharzt oder einen psychotherapeutisch-tätigen Kollegen überweisen.

Schwindel kann, muss aber nicht harmlos sein. Auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen sollte man, wenn:

Schwindel ohne ersichtlichen Anlass neu auftritt

Häufiger das Gefühl auftritt, dass auf festem Grund zu schwanken oder die Umgebung sich bewegt

Bei bestimmten (Kopf-)Bewegungen schwindlig wird

Schwindel oder Gleichgewichtsprobleme länger anhalten

Andere Beschwerden hinzukommen, wie etwa Übelkeit, Kopfschmerzen, Hörprobleme, Ohrgeräusche, Benommenheit, Herzstolpern oder Atemnot

Schwindel während einer (Infektions-) Krankheit auftritt

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