Es geht wieder los: Zecken – Fünf neue FSME-Risikogebiete in Deutschland

 width=Zugegeben, so richtig Frühling ist das noch nicht da draußen, trotzdem haben auch jetzt schon erste Tierbesitzer ihre Schützlinge von Zecken befreit – so langsam nimmt die Saison der Plagegeister also an Fahrt auf. Vor Zecken und den möglichen Folgen Ihres Bisses wird nun ja auch regelmäßig gewarnt, soweit nichts neues also. Im Frühjahr 2021 kommen allerdings zwei Besonderheiten hinzu.

Erstens:

Die von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME breitet sich in Deutschland weiter aus. Das RKI stuft deshalb weitere Regionen als Risikogebiete ein. 2020 wurden so viele FSME-Erkrankungen wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung 2001 gemeldet. Und das könnte, zweitens, am Freizeitverhalten unter Corona-Bedingungen liegen: Mehr raus, weniger Fitnessstudio, mehr Natur, weniger Kultur, mehr Familie, weniger Kontakte. Das sind vermutlich einige der Gründe dafür, warum die Menschen in der Coronazeit ihre Freizeit in Wald und Wiesen verbringen – einhergehend mit höherer Zeckengefahr, natürlich.

Fünf weitere Regionen in Deutschland sind als Risikogebiete für die von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) eingestuft worden

darunter erstmals auch ein Gebiet in Sachsen-Anhalt. Es handelt sich um die Stadt Dessau-Roßlau, wie aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des Robert- Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervorgeht.
Neu hinzugekommen sind außerdem jeweils ein Kreis in Bayern (Dillingen a. d. Donau), Hessen (Fulda), Sachsen (Mittelsachsen) und Thüringen (Weimarer Land). Insgesamt sind demnach nun 169 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Generell bestehe in Deutschland ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden- Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen, hieß es vom RKI. Einzelne Risikogebiete befänden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.

Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf Erkrankungsdaten mehrerer Jahre

In diesen Regionen wird Menschen, die zum Beispiel in der Freizeit oder beruflich mit Zecken in Berührung kommen könnten, eine FSME-Impfung empfohlen. Der Trend ist deutlich: 2020 wurden mit 704 FSME-Erkrankungen so viele wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Im Vorjahr hatte die Zahl bei 445, im bislang fallstärksten Jahr 2018 bei 583 gelegen. Untersucht werde derzeit, ob der deutliche Anstieg während der Corona-Pandemie möglicherweise mit einem veränderten Freizeitverhalten zusammenhängen könnte, heißt es im Bericht. Die Fallzahlen schwanken generell von Jahr zu Jahr erheblich. Die Mehrzahl der Erkrankungen findet den RKI-Daten zufolge in den Monaten Mai bis Oktober statt.

Vor allem,

wenn auch nicht ausschließlich zwei Krankheiten werden in unseren Breiten von Zecken übertragen, und mit beiden ist nicht zu spaßen. Zum einen ist es die erwähnte Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, die zu allem Übel keinesfalls nur im Frühsommer übertragen werden kann, sondern fast das ganze Jahr über. Die Folgen können gravierend sein – auch wenn nicht jeder Infizierte erkrankt, können dauerhafte neuronale Funktionsstörungen aus einer FSME resultieren, und bei ungünstigem Verlauf kann man sogar daran sterben. Wer also in den Risikogebieten in Feld und Wald unterwegs ist, sollte sich schützen. Kleidung, Sprays und diverse Hausmittel helfen dabei nicht so richtig – gegen die FSME bildet nur eine rechtzeitige Impfung einen wirksamen Schutz. Die Impfquoten in den betroffenen Regionen seien aber oft noch sehr niedrig, so das RKI. FSME beginnt mit Beschwerden wie Kopfschmerzen und Fieber. Bei einem kleinen Teil der Infizierten kann es nach einer Zeit ohne Symptome zu einer zweiten Phase mit Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung kommen.

Die zweite häufig übertragene Krankheit ist die Borreliose

Borrelien sind die am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger in Deutschland,  schätzungsweise mehrere zehntausend Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr daran.
Borreliose-Symptome können vielseitig sein, und das macht es nicht leichter, eine Infektion zu diagnostizieren. Ein typisches Borreliose-Symptom ist die Wanderröte, also eine ringförmige Hautrötung rings um die Einstichstelle, die einige Tage oder Wochen nach einem Zeckenstich auftreten kann.
Aber nicht bei allen Borreliose-Patienten lässt sie sich beobachten, ihr Ausbleiben bedeutet also keine zwingende Entwarnung. Weitere Symptome sind außerdem Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen. Bei all diesen Symptomen sollten unbedingt Arzt oder Apotheker gefragt werden – denn mit rechtzeitiger Diagnose ist dem Spuk durch ein Antibiotikum schnell ein Ende gesetzt, während bei einem zu spätem Erkennen langwierige, zum Teil chronische Folgen auftreten können.

Generell gilt außerdem:

Je früher eine Zecke entdeckt und entfernt wird, desto geringer ist das Infektionsrisiko. Auf zum Teil skurrile Geheimtipps vom Abbrennen der Zecke bis zum Beträufeln mit Öl sollte dringend verzichtet werden, weil sie im Zweifelsfall eher schaden als nutzen. Am besten eignet sich eine Zeckenzange aus der Apotheke, die in jede gut ausgestattete Reiseapotheke gehört und zu deren fachgerechter Anwendung ihr Apothekenteam gern Auskunft gibt.
Die gute Nachricht: Keine Panik, lassen Sie sich Zeit – denn die Übertragung der Erreger erreicht erst nach mehreren Stunden ein kritisches Niveau. Und im Zweifelsfall gehen Sie lieber zum Arzt, um die Zecke entfernen zu lassen, als eine hektische Not-OP im Wald vorzunehmen.
zurück